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Heribert Frielingsdorf – Mein Leben als Turner.

Wir, meine Mutter, ich und meine 4 Geschwister wohnten nach dem Krieg an der Hauptstraße Nr. 19 in einem kleinen Haus. Heute ist dort der Parkplatz des EDEKA Marktes. Ein paar Häuser weiter Richtung Donrath steht heute noch die Gaststätte „Jägerhof“, damals betrieben von Wilhelm Schwamborn sen. Außer der Gaststätte betrieb Herr Schwamborn auch einen Kohlenhandel.

Herr Schwamborn hat dem Turnverein seinen Hof angeboten um dort die turnerischen Aktivitäten durchführen zu können. Mein Bruder Heinz-Josef ging dort hin und hat mich, ich war 9 Jahre alt, dann einmal mitgenommen. Mir gefiel das so gut, dass ich immer wieder hinging.

Das Training auf dem Hof war natürlich nicht immer möglich (wetterbedingt) und auch nicht geeignet zur Durchführung eines geordneten Turnbetriebes. Dann wurde vom Betreiber des Hotel und Gaststätte „Zur Linde“, Hauptstraße – Ecke Kirchstraße, der Veranstaltungssaal zur Verfügung gestellt, hier war man wenigstens im Trockenen aber im Winter auch nicht im Warmen, weil der Saal nicht geheizt wurde. Wenn Veranstaltungen im Saal anstanden wie z.B. Kirmes, Vereinsfeste oder Karneval fiel das Turnen immer aus. Es war also einTurnbetrieb auf Raten.

Auf jeden Fall war ich so begeistert vom Turnen, dass ich wenn es möglich war zum Training gegangen bin.

Als Übungsleiter hatten wir Hans Braschoß und Theo Söntgerath, auch hier viel das Training oft aus, weil Beide berufstätig waren und nicht immer zur Verfügung standen. Das Training im Saal „Zur Linde“ war immer mit viel Aufwand verbunden. So mussten z.B. erst einmal Tische und Stühle beiseite geräumt werden, damit wir Platz genug hatten um Geräte und Matten aufbauen konnten. Die Geräte, Reck-Barren-Pauschenpferd und Matten mussten aus einem Nebengebäude geholt werden und nach dem Training wieder dorthin geschafft werden.

Zwei Begebenheiten aus der Schule.

In der Schule hatten wir keinen Sport. Es war im 7.Schuljahr als unser Lehrer Herr Josef Schmitz Noten für Sport für das Zeugnis vergeben musste. Vier Jungens aus der Klasse waren im Turnverein. Herr Schmitz fragte, „wer ist im Turnverein“ ? Es meldeten sich Norbert Steinbach, Rudi Furk, Gerd Schmidt und ich. Herr Schmitz fragte, „‚wer ist der Beste“? Die anderen drei antworteten, der Heribert. Daraufhin sagte Lehrer Schmitz, „dann bekommt der eine eins die anderen drei eine zwei und alle anderen Schüler eine drei.

Im 8. Schuljahr hatten wir dann mit dem Lehrer Viktor Rech ein bischen Sport. Es war Winter und es hatte geschneit. Lehrer Rech sagte, „wir gehen jetzt zum Sportplatz und spielen Fußball“. Auf dem Sportplatz war allerdings nur Schneematsch. Ich sagte zum Lehrer, dass ich nicht mitspiele weil ich schlechtes Schuhwerk hatte und meine Mutter geschimpft hätte. Ein Paar neue Schuhe konnte mir meine Mutter nicht kaufen.

Am nächsten Tag in der Schule musste ich zum Rektor Schmidt, er war auch unser Klassenlehrer. Ich schilderte ihm was gestern auf dem Sportplatz passiert war. Er kannte unsere Familienverhältnis und sagte, „Das hast du richtig gemacht“. Damit war sie Sache zunächst erledigt, jedoch auf dem Abschlusszeugnis hatte Herr Rech in Sport eine 4 gegeben. Als Lehrer Schmitz das sah war er wütend und sagte „Der beste Turner in der Schule mit einer 4 in Sport auf dem Zeugnis geht gar nicht. Das Zeugnis wird geändert“. Ich bekam dann ein neues Zeugnis mit der Note 2 in Sport.

Hans Braschoß war ein sehr ehrgeiziger und strenger Übungsleiter. Es gab in Bonn und Bad Godesberg Kinderturnfeste des Turngaues Bonn-Rhein-Sieg. Hans B. hat uns da angemeldet und ist mit uns da hingefahren. Ganz stolz war ich weil ich in meiner Gruppe den 1. Platz erreicht hatte und das am nächsten Tag sogar in der Zeitung lesen konnte.

Irgendwann wurde das Training in einen freigewordenen Raum der Schule in der Kirchstraße verlegt. Der Raum war nicht sehr groß und deshalb war das Bodenturnen nur sehr eingeschränkt möglich.

Endlich 1958, pünktlich zum 50-jährigen Bestehens des TV 08 Lohmar konnte in der Straße Breiter Weg eine Turnhalle eingeweiht und in Betrieb genommen werden. Wir alle waren sehr glücklich und froh darüber, konnte doch ab jetzt ein vernünftiges Training stattfinden.

Mit 18 Jahren wurde ich erstmalig in den Vorstand des damaligen TUS 08/19 Lohmar gewählt.

Wir hatten eine gute Herren Turnriege zusammen und trainierten 2 mal in der Woche. Im Jahre 1965 beteiligten wir uns an der Turnmeisterschaft des Turngaues Bonn-Rhein-Sieg. Teilnehmenden Mannschaften waren, Wahlscheid — Seelscheid Bergheim / Sieg- Ruppichterroth- die Turmer der UNI Bonn und Neunkirchen. Wir konnten bei dieser Meisterschaft den Titel Vizemeister erringen.

Mit Hans Braschoß und Diethelm Schmitz fuhr ich eine Zeit lang zum Training des Troisdorfer Turnvereins. Bei einem dieser Trainingseinheit ist Hans Braschoß schwer verunglückt, er ist senkrecht mit dem Kopf nach unten vom Reck abgestürzt. Viele Monate hat es gedauert bis er wieder einigermaßen fit war. Wir sind dann nicht mehr nach Troisdorfgefahren.

Hans Braschoß leitete nicht nur das Training der Senioren, sondern auch das der männlichen Kinder. Da nun Hans B. nicht mehr zur Verfügung stand habe ich das Training der Kinder übernommen. Jeden Freitag hatte ich bis zu 40 Jungen in der Turnhalle. Wettkämpfe und

Sportfeste habe ich mit einigen Jungen zum Teil mit Erfolg besucht. Einmal belegten meine Jungs in einem Wettkampf die Plätze 1bis3, ich hörte dann neben mir eine Stimme, „die han ävver ne jode Trainer“.

Das Training der Kinder habe ich dann insgesamt 10 Jahre geleitet.

Als Hans Braschoß dann zum 1. Vorsitzenden des Vereins gewählt wurde, übernahm ich den Job als Oberturnwart und blieb dies bis 1974. Ich las dann irgendwann mal in der Zeitung, dass man mit Kindern, ich weis nicht mehr ab welchem Alter, zur Sporthochschule nach Köln kommen konnte und unter der Leitung von Helmut Banz, Olympiasieger 1956 in Melbourne im Pferdsprung, am Training für Kinder teilnehmen konnte. Ich habe das aufgegriffen, mit Eltern von drei Jungens gesprochen, und bin dann einige Male mit den Jungens nach Kölngefahren.

Es war 1968, das Jahr des 60 jährigen Bestehens des Turnvereins. Zu dieser Zeit wurden bei allen Vereinen sogenannte Stiftungsfeste gefeiert. Es war üblich, dass bei diesen Festen ein Schauturnen geboten wurde. Befreundete Turnvereine kamen zu uns und wir fuhren auch zu den anderen Vereinen. Aber zum 60 sten Jubiläum hatte ich mir ausgedacht, sollte es etwas besonderes sein. Da ich ja Kontakt zu Helmut Banz in Köln hatte, der in der Deutschen Sporthochschule eine Turnriege betreute, habe ich mir gedacht, das wäre etwas für unser Stiftungsfest. Ich habe dann in Köln angerufen — und es hat geklappt. So eine Turnschau hatte es in Lohmar noch nie gegeben und auch danach nie wieder.

Im gleichen Jahr habe ich dann noch die Teilnahme des Deutschen Turnfestes in Berlin mit 50 Turnerinnen und Turnern unseres Vereins organisiert.

Im Jahre 1974 habe ich dann aus beruflichen Gründen meine aktive Zeit im Turnverein beendet. Seit 2006 betätige ich mich wieder beim Seniorensport.

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